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Vier Jahre später

vom 18. Mai 2011 in Kategorie: Pressemitteilung

Am 17. Mai 2007 hatten sich Punks und nichtrechte Skinheads aus Vorpommern und Brandenburg zu einer Geburtstagsfeier am Belliner Strand von Ueckermünde verabredet. Bei ihrer Ankunft wurden sie von Mitgliedern der rechten Szene beobachtet, die offenbar telefonisch weitere Personen herbeiriefen und die Feiernden dann überfielen. Unter „Sieg Heil“ und „Scheiß Zecken“ – Rufen griffen sie die Betroffenen unter anderem mit Schlagringen, Baseballschlägern und abmontierten Fahrradlenkern an. Mehrere Menschen erlitten Prellungen, Platz- und Stichwunden und mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Am gleichen Nachmittag versammelte sich am Ueckermünder Haffbad unter dem Absingen rechter Lieder ebenfalls eine größere Gruppe Neonazis mit Fahnen und pöbelte Strandgäste an. Zwei Männer aus Bremerhaven und Torgelow, die das Verhalten der Rechten kritisierten, wurden angegriffen und durch Faustschläge und Fußtritte verletzt.

Obwohl sich etliche Neonazis an den beiden Angriffen beteiligten, wurde die Ermittlungen zum Haffbadvorfall schon vor längerer Zeit eingestellt und im Zusammenhang mit dem Überfall am Belliner Strand nur gegen einen einzigen Tatverdächtigen ein Gerichtverfahren eröffnet.
Gestern musste sich ein zur Tatzeit jugendlicher Beschuldigter vor dem Pasewalker Amtsgericht verantworten. Der Angeklagte räumte ein, im Zusammenhang mit dem Überfall vom Belliner Strand eine damals 16-Jährige niedergeschlagen und verletzt zu haben. Er entschuldigte sich bei der Betroffenen. Nach Jugendstrafrecht wurde das Verfahren mit der Auflage eingestellt, an die Betroffene ein Schmerzensgeld von 300 Euro zu zahlen.

Die Ermittlungen zu weiteren Tatverdächtigen sind offenbar ergebnislos verlaufen bzw. reichten nicht für die Eröffnung eines Hauptverfahrens aus. Schon im Mai 2007 kritisierten einige der Angegriffenen, dass die Polizei die zum Teil noch anwesenden Täter nicht festgenommen oder wenigstens deren Personalien aufgenommen hatte. Im Anschluss an die gestrige Verhandlung äußerten sie erneut ihr Unverständnis über die mangelnden Ermittlungsergebnisse. Der Beratungsverein für Betroffene rechter Gewalt LOBBI schließt sich der Kritik an. „Die langwierigen und vor allem erfolglosen Ermittlungen sind für die Verletzten belastend und enttäuschend. Der Neonaziszene in Ueckermünde wird damit signalisiert, dass sie sich für schwerwiegende Gewalttaten nicht verantworten muss.“